QR 7 Kirschwiese

Zwischen Duderstadt und Mingerode liegt nordöstlich von Sulberg die Kirschwiese der Familie Haase. Die Familie Karl Haase hatte in Mingerode einen Bauernhof. Karl Haase hatte vier Söhne. Karl und Leo starben als Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Godehard Haase, der 1928 geboren ist, übernahm den Hof. Sein weiterer Bruder Aloys blieb in Mingerode und wurde Musiker („Trompeten-Haase“, eigentlich hat er Posaune gespielt). Er wohnte später in der Gartenstraße.

Die Kirschwiese ist um 1955 von der Familie Haase angelegt worden. Aloys, geboren am 28.9.1919, pflanzte die Bäume auf der Fläche. Er war ein großer Naturliebhaber. Er hat sich mit Obstbäumen und mit dem Veredeln von Bäumen sehr gut ausgekannt. Er hat die Kirschbäume selbst veredelt und auf der Fläche angepflanzt. Man ist nicht wie heute einfach in die Baumschule gefahren.

1995 übernahm Godehard jr. (Godi) die Kirschplantage. Im Jahr 1999 verstarb Godehard Haase sen.. Früher gab es in Deutschland 400 bis 600 Kirschsorten. Ein Schwerpunkt des Kirschanbaus in der Region ist Witzenhausen. Kirschbäume können bis zu 100 Jahre alt werden und eine Höhe von 20 Metern erreichen.

Mit Unterstützung durch den Landschaftspflegeverband fand vor einigen Jahren eine Bestimmung der Kirschsorten durch die bundesweit führende Kirschsortenexpertin, Annette Braun-Lüllemann, statt. Demnach sind hier überwiegend die häufigen Standardsorten Hedelfinger und Schneiders Späte Knorpelkirsche gepflanzt worden, aber auch Braunauer und Fromms Herzkirsche. Eine Besonderheit auf dieser Wiese ist die Bernsteinkirsche. Hiervon sind inzwischen Edelreiser zur Erhaltung und Vermehrung der Sorte geschnitten worden. Edelreiser sind einjährige Triebe (Äste), die auf eine Unterlage gepfropft werden.

Die Fläche ist an den Streuobst e.V. weiterverpachtet, dessen landwirtschaftlicher Betrieb biozertifiziert ist. Die Wiese ist derzeit eine Bioumstellfläche. Die dreijährige Umstellungsphase hat am 01.05.2019 begonnen. Seitdem wird sie im Einklang mit der EU-Ökoverordnung bewirtschaftet,  es dürfen vor allem keine chemischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Ab Mai 2022 dürfte das Obst als Bioware vermarktet werden. Im Vordergrund steht hier allerdings der Naturschutzwert der Fläche. Die über 60 Jahre alten Bäume sind kaum noch zu bewirtschaften.

Es ist zu gefährlich, zum Pflücken der Kirschen in die Bäume zu steigen. Einige trockene Bäume sind stehen gelassen worden, um Vögeln und Insekten ein Zuhause zu bieten. Die Wiese wird nicht regelmäßig gemäht, nur in Abschnitten. Teilflächen werden überhaupt nicht gemäht, um Insekten das Überwintern zu ermöglichen. In den beiden letzten Jahren sind neue Kirschbäume, 3-4-jährige Hochstämme, gepflanzt worden. Hinzugekommen sind Sorten wie die Süßkirschen Werdersche Braune, Dönissens Gelbe Knorpelkirsche, Kordia, Große Schwarze Knorpelkirsche und Große Prinzessin sowie die Sauerkirschen Karneol und Schattenmorelle. Auf dem Grundstück befindet sich eine geschützte Sitzmöglichkeit. Die Wiese darf betreten werden. Eine Schautafel weist auf die Geschichte der Kirschplantage hin. Auf der Kirschwiese sind Benjeshecken angelegt worden. Dazu sind die trockenen und heruntergefallenen Äste aufgeschichtet worden.

Im April bei der Kirschblüte und wenn die Kirschen reif sind, ist es am schönsten auf der Wiese. Sie sind eingeladen, die Kirschen zu probieren.

Ein Bild zur Kirschernte haben wir leider nicht. Auf dem Bild aus dem Jahr 1950 kehren Josefa Ahrendt, Elisabeth Wüstefeld, Ida Marschall,
Helene (Lene) Schwedhelm sowie Walter, Elisabeth und Gerda Wüstefeld von der Kartoffel- und Zwetschenernte zurück.